Perspektivenwechsel

Geschrieben am 24.02.2021
von Dominik Rhiner


Die Klasse SB1c durfte im Rahmen des Deutschunterrichts einmal ihre Perspektive wechseln. Wie sieht der Alltag aus der Sicht eines ihrer Schulgegenstände aus? Was fühlt der eigene Rucksack, wenn er auf dem Schulweg am Rücken hängt? Über was unterhalten sich die Farbstifte im Etui? Welche geheimen Träume hat der Radiergummi? Was denkt das iPad, wenn der Besitzer oder die Besitzerin zum x-ten Mal das gleiche Wort im Übersetzer nachschaut?

 

Die Klasse hat drei Texte ausgewählt, die sie hier gerne präsentieren:

 

Mein Handy

Ich werde jeden Tag mehrfach angetippt. Ich bin ein iPhone 7 und bin technisch gesehen 5 Jahre alt. Die meiste Zeit verbringt mein Besitzer auf TikTok oder WhatsApp. Auf WhatsApp bekomme ich sehr viele Nachrichten, weil dort die Mutter von meinem Besitzer schreibt oder auf TikTok kommen auf der «Foryou-Page» auch sehr lustige Videos.

Es wäre lustig, wenn ich Beine hätte, dann wäre ich schon lange vor meinem Besitzer weggerannt. Das Einzige, was mir Freude macht, ist, dass der Besitzer mich am Ladekabel einsteckt. Mir gefällt es nicht, wenn der Besitzer mich loslässt und ich auf den Boden falle. Oder manchmal hat mein Besitzer Schule und ich bin einfach im Spind eingesperrt oder in der Hosentasche.

Ich bin sehr schlau! Ich kann rechnen und habe sogar eine eigene Sekretärin Namens Siri, sie ist so zusagen meine Frau. Mein Besitzer hat mir eine sehr schöne schwarze Handyhülle gekauft und kümmert sich sehr gut um mich. Ich bin mit einem Panzerglas ausgestattet. In der Fotogalerie hat er sehr schöne Bilder von seinem Lieblingsauto BMW M4. Ich liebe es, wenn der Besitzer mir einen Softwareupdate macht, ich bin schon beim Softwareupdate 14.4 (IOS). Mein Besitzer hat auch einen 4-stelligen Code, den nur er weiss. Das heisst, dass nur er mich benutzen kann. Er hat sogar eine Touch-ID und dort wird der Finger beim Homebutton gescannt und ich gehe dann von allein auf. Und als Hintergrundbild hat er sich selbst drauf.



Mein Radiergummi

Mein Alltag ist sehr langweilig und auch anstrengend. Jeden Tag werde ich gebraucht und manchmal auch umhergereicht. Was ich sehe, ist weisses Papier.

Enisa braucht mich ständig , weil sie die ganze Zeit Fehler macht. Wenn sie nach Hause geht, habe ich immer noch keine Zeit, mich auszuruhen. Sie ist die ganze Zeit am Zeichnen, weil das ihr «Hobby» ist. Meiner Besitzerin ist es manchmal so langweilig, dass sie mich bemalt. Sie hat mir sogar ein Gesicht gezeichnet. Manchmal bekomme ich so Angst, dass ich mir überlege, zu flüchten, aber das Doofe ist, dass ich keine Beine und Arme habe. Ach wie schön es wäre, wenn ich Beine und Arme hätte. Wäre sicher ein besseres Leben… Aber ich lasse Enisa sicher nicht im Stich! Ich bleibe bei ihr!

Aber ich habe schon bisschen Angst, dass mein Leben vorbei sein wird. Ich werde wie gesagt zu oft benutzt, auch nach der Schule. Mein bester Freund… der ist gestorben… weil meine Besitzerin ihn zu oft benutzt hat. Rest in peace Bro… Meine Besitzerin war gar nicht traurig, wie ehrenlos von ihr! Sie geht mit mir nie gut um! Ich hasse es so sehr, wenn sie mich ausleiht! Ist so nervig, auch von anderen benutzt zu werden! Nicht nur meine Besitzerin benutzt mich, sondern auch ihre Freunde! Hmph! Ruhezeit ist, wenn Enisa am schlafen ist. Sie hat angefangen, den ganzen Tag zu schlafen, immer müde und so. Ich kann manchmal sehr lange ausruhen. Am meisten freue ich mich auf die Ferien, denn Enisa wird die ganze Zeit schlafen und wenn sie wach ist, wird sie ihrer Mutter helfen. Sie kann sehr hilfsbereit sein, aber manchmal auch SEHR faul! Sie hat mich mit Herzen bemalt, was ich süss finde! Wenigstens habe ich ein Gesicht. Ich bin noch gross, aber ich werde langsam kleiner und kleiner, ich werde bald sterben! Ach ich soll mein Leben geniessen bevor es zu Ende sein wird.

Also das war mein Bericht über meinen Alltag!

 


Mein Tipp-Ex

Mein Alltag ist nicht gerade spannend. Entweder liege ich nur auf dem Tisch oder im Etui. Wenn es ganz blöd läuft, werde ich herumgegeben von Person zu Person. Wenn du rumgegeben wirst, weisst du gar nicht, ob du überhaupt wieder zu deinem eigentlichen Besitzer kommst. Wenn es Wochenende ist, ist es meine Lieblingszeit, dann bin ich den ganzen Tag im Etui.  

Denn dann kann ich einmal ruhig da liegen ohne dass ich jede fünf Minuten wieder aus dem Etui genommen werde. Freunde kannst du in einem Etui nicht finden. Die Stifte sind nämlich nicht gesprächig und der Spitzer, der schläft immer. Die Leuchtstifte reden nur unter sich und mit niemand anderem und selten besitzt jemand mehr als einen Tipp-Ex. Manchmal träume ich davon, wieder mit meinen Geschwistern vereint zu sein, aber sie sind wahrscheinlich schon leer.

Und bevor du fragst: Ja, alle Tipp-Exe sind miteinander verwandt. Also habe ich Geschwister von überall auf der Erde. Leider kenne ich nicht einmal die Hälfte meiner Geschwister. Und wenn ich mal einem dieser Geschwister begegne, beachten sie mich nicht, weil ich nicht mal so gross bin, wie ein Viertel von denen. Sie sagen, ich wäre nicht gut genug für sie, weil ich so klein bin.

Also spreche ich meistens mit einem Radiergummi. Dieser sind zwar nicht sehr gesprächig, aber dennoch das Beste, was man bekommt, wenn man in einem Etui lebt.

Jeden Tag bete ich, dass ein zweiter Tipp-Ex von meinem Besitzer gekauft wird. Aber wer kauft schon bitte zwei Tipp-Exe?

Ihr Menschen sagt immer, es ist einfach, aber wenn ihr wüsstet, wie es wäre ein Tipp-Ex zu sein... Manchmal wünsche ich mir, dass alle Tipp-Exe so gross sind wie Menschen und die Menschen so klein sind wie die Tipp-Exe, dann wissen die mal wie das ist.

Aber das Positive an der ganzen Sache ist, dass man überall herum getragen wird von den Menschen. Die behandeln uns nämlich (manchmal), als wären wir heilig.